Mariro, die kleine Blumenprinzessin

Eine kleine, ja winzig kleine Prinzessin lebte in einer Blume.Von dort aus regierte sie das Blumenvolk, das sehr gutmütig und freundlich war.

Doch eines Tages, die Prinzessin fand es einfach zu langweilig, immer nur zu Regieren. Von Natur aus war sie lebensfroh und auch abenteuerlustig, entschloss sie sich in die weite Wiesenwelt hinaus zu gehen, um neue Abenteuer zu bestehen.

... und genau hier beginnt unsere Geschichte.

"Bis bald", verabschiedete ich mich von meinem Volk, und: "Ich möchte mehr von der grossen Welt als nur unsere Blunmenwelt kennen lernen. Wir wissen nicht, was sich noch alles hinter der Blumenwiese verbirgt. Deshalb möchte ich los gehen, um alles zu erkunden."

So ging ich los, nur mit meiner kleinen grünen Libelle flinkes Blatt. Ich freute mich einfach schon sehr darauf, endlich mehr sehen zu können, als nur mein kleines Blumenschloß, in dem ich schon jedes Blütenblatt genaustens, ja sogar auswendig kannte und aufzeichnen konnte. Das ist übrigends mein Hobby. Ich male alles auf, was mir gefällt, und was ich wunderschön finde. Ich habe schon eine richtige Gallerie, von meinen selbst gemalten Bildern. Das war bis jetzt aber auch alles, außer dem Lesen was ich bis jetzt gemacht habe. Gut ich regiere auch mein Volk, aber das gehört dazu, wenn man eine Prinzessin ist. Wie das Brötchen backen für den Bäcker, oder die Schule für die Kinder.
Heute war endlich auch mal für mich ein richtig riesengroßer Tag.

Als ich die Grenze meines Blumenlandes erreichte erstreckte sich vor mir, zur rechten Seite ein großer Wald, auf der linken Seite, ein langer breiter Weg, an dessem Ende ein großes Gebäude lag. Ich überlegte welchen Weg ich nun gehen sollte. "Na Libellchen, was meinst du, welchen Weg soll ich nehmen?", sagte ich zu meiner Libelle.
Sie ließ ihren Brummton der Flügel nach links ertönen, so zeigte sie mir damit deutlich, das ihr dieser Weg anscheinend besser gefiel. Natürlich flogen wir gleich weiter, zu diesem großen hohen Gebäude.

Der Weg schien gar nicht enden zu wollen, er erstreckte sich scheinbar fast bis zum Horizont. Wir flogen und flogen und flogen ... und endlich! Das Gebäude, das wir die ganze Zeit vom weiten gesehen haben schien greifbar nah zu sein. Mittlerweile dämmerte es auch schon, die Sonne wollte endlich ihren wohlverdienten Schlaf antreten, nachdem sie den ganzen Tag lang sonnig warm schien. Libellchen und ich waren von dem Flug schon ganz müde geworden. So entschlossen wir uns, eine Schlafstätte zu suchen. Wir fanden sie in einem großen Blumentopf, der einige Mageritten beherbergte. "Morgen wenn es hell wird, werden wir dieses Gebäude erkunden. Schlaf gut, Libelle", sagte ich zu meinem Fluggefährten. Sie brummte mir nur müde zu. Und wir schliefen ein.

Am nächsten Morgen weckte uns die Sonne kitzelnd mit ihren Sonnenstrahlen. Es war ein wunderschöner Morgen, der uns einlud, weiter zu fliegen. Das taten wir auch, Richtung großes Gebäude.
Angekommen flogen wir in das weitgeöffnete Fenster hinein. Ein langer Flur lag vor uns, und viele Türen waren hier, aber leider alle verschlossen. Nun mußten wir einen weiteren Weg ins innere des Hauses finden, aber wo nur. Wir flogen ein Stück weiter und entdecketen, das die letzte Tür einen Spalt offen stand. Langsam flogen wir hinein und lugten an den Türrand vorbei, in das Zimmerinnere. Es war wunderschön, viele Tiere und Puppen saßen am Bett und auf dem grossen, weißen Schrank im Zimmer. Wer hier wohl wohnen mag? Weit und breit war niemand zu sehen. Aber wir entdeckten am Fensterbrett einen Blumentopf stehen. Auf den wir jetzt zu steuerten. Die Blume beherbergte eine kleine Fee. "Hallo", sagte sie zu mir. "Schon lange habe ich niemanden mehr in meiner größe gesehen. Wo kommst du denn her?" "Ich komme von der Blumenwiese. Ich bin die Blumenprinzessin Mariro", antwortete ich ihr. Darauf die Fee: "Sternchen, ist mein Name. Es ist schön, das du vorbeigekommen bist. Mona wird sich bestimmt freuen dich kennen zu lernen." "Mona, wer ist denn Mona?", fragte ich sie. Sie ist ein kleines Mädchen und wohnt hier, sie ist sehr nett und träumt gerne von Abenteuern, antwortete sie. "Oh, dann haben wir ja viel gemeinsam. Wo ist denn dieses Mädchen, namens Mona?", entgegnete ich ihr. Sie ist oft unten und spielt dort im Garten. Meistens nimmt sie mich auch mit, aber heute habe ich ein Mittagsschlaf gehalten", meinte Sternchen. "Dann laß uns zu ihr gehen, ich möchte sie gerne kennen lernen", entgegnete ich der Fee. "Ja, aber ich bekomme die großen Türen nicht auf", meinte Sternchen. "Das macht nichts, wir fliegen einfach durch das offene Fenster auf meiner Libelle flinkes Blatt, das ich aber immer nur Libellchen nenne. Dann sind wir gleich im Garten."

Sternchen kletterte auf Libellchen hinauf und schon konnte es los gehen. Meine liebe Libelle brachte uns in Windeseile in den Garten. Auch hier gab es wunderschöne Blumen, Hecken, Streucher und etliches anderes Grünzeug. Dann stieß Sternchen hervor: "Schau, da ist sie! Flieg noch ein bißchen nach rechts Libellchen. Mona spielt dort gerade mit ihren Puppen und den Stofftieren, Picknick machen." Freudig sah ich Sternchen an und meinte: "Ja, ich kann sie auch sehen, vielleicht können wir ein bißchen mitspielen." Nachdem wir bei Mona angekommen waren, machten wir bei dem großen Picknick mit, und so spielte ich das erste Mal mit einem Menschenkind. Das machte sehr viel Spaß. Wir trafen uns immer wieder, zum spielen. Und sehr oft! Für euch ist das vielleicht etwas ganz alltägliches, aber für eine Blumemprinzessin, etwas ganz, ganz besonderes.



© Monika Hubl-Moussa 2001

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