Meine mysteriöse Begegnung, mit den sieben magischen Blüten

Traum
(c.)Wall, Minervas

"Carpe diem!" - "Nutze den Tag!"

oder
"Die sieben magischen Blüten, der Weisheit."

Eines Tages ich ging in einem grünen Tal spazieren, die Abendsonne verfärbte den Himmel zart rot, erblickte ich einen alten Mann.

Er saß auf einem großen Stein und trank aus einer ausgefallenen durchsichtigen Tasse, ein wohlriechendes Getränk.

Als ich ihm entgegen gegangen war, erhob er seinen Blick und schaute in mein Angesicht. Er sprach mich an: "Darf ich dich zu einem wohlschmeckenden Holunder Tee einladen?" Etwas verlegen antwortete ich: "Nein, danke." Auch wenn der Tee sehr gut roch, begegnete ich dem alten Mann mit Vorsicht.

Er lächelte mich an und sagte: "Du kannst auch später etwas aus der Tasse der Unendlichen Weisheit trinken. Schau dir ruhig zuerst meine magischen Blüten an." "Magische Blüten, welche magischen Blüten denn?" Noch nie zu vor hatte ich in dieser Gegend magische Blüten gesehen. Doch nun war hinter dem alten Mann, ein wunderschöner Garten, mit den ausgefallensten Blüten zu finden. Erstaunt sagte ich: "Oh, diese Blüten sind wirklich wunderschön." Von den wunderschönen Blüten wie in Bann genommen, watete ich durch die Schönheit dieses Gartens. Die Blüten dufteten so gut und sie strahlten in den mannigfaltigsten Farben und Schattierungen. Es war einfach eine Pracht und bezaubernd an zu sehen.

Der Mann lächelte als er sah, wie ich mich an seinem Garten erfreute. "Schön, das du die Blüten genauso gerne magst, wie ich es tue. Und jede einzelne hat ein magisches Geheimnis. Betrachte sie dir genau, dann wirst du darin die Weisheit der Menschen entdecken."

"Die Weisheit der Menschen?," entgegnete ich erstaunt." "Danach suche ich schon lange. Ich hoffte sie immer schon zu finden, doch das ist nicht sehr leicht," entgegnete ich ihm nachdenklich.

"Du hast recht", antwortete mir der alte Mann und fügte noch hinzu: "Carpe diem!"

Ich folgte seiner Aufforderung, denn ich würde bestimmt nicht so schnell wieder die Möglichkeit bekommen, der Weisheit der Menschen in Form einer magischen Blüte ins Angesicht zu sehen. Ich entschied mich von jeder Blütensorte eine aus zu erkoren und in sie hinein zu Blicken. Es waren hunderte von diesen wunderbaren Blüten.

Es waren aber nur sieben verschiedene Blumenarten in seinem Garten und ich fand in jeder von den sieben Arten nur eine Weisheit darin verborgen.

In einer blauen Blüte, offenbarten sich mir scheinbar mit Zauberhand geschrieben glitzernde, durchsichtige Buchstaben die sich zu den Worten: "Docendo discimus." - "Durch Lehren lernen wir." bildeten.

In einer gelben Blüte fand ich auf gleicher Art und Weise die Worte: "Sapere aude! - "Wage es deinen Verstand zu gebrauchen!"

So verhielt es sich auch mit den nächsten Blüten.
In einer violett Farbenen entzifferte ich die Worte: "Nam vitiis nemo sine nascitur." - "Kein Mensch wird ja ohne Fehler geboren."

Eine himmelblaue verriet mir: "Quod sis, esse velis!" - "Was du bist, sollst du sein wollen!"

Eine grüne Blüte vertraute mir an: "Non quia difficilia sunt, non audemus, sed quia non audemus, difficilia sunt!" - "Nicht weil die Dinge schwierig sind, wagen wir sie nicht, sondern weil wir sie nicht wagen, sind sie schwierig!"

Eine schimmernde Blüte meinte: "Res non semper, spes mihi semper adest!" - "Die Realität hilft nicht immer, aber die Hoffnung!"

Eine rote Blüte flüsterte mir zu: "Omnia vincit amor." - "Die Liebe besiegt alles."

Als ich die Innschrift der letzten Blüte gelesen hatte und vor meinen Augen in zauberhafter Art und Weise wieder verschwunden war, veränderte sich alles um mich herum. Der mysteriöse, alte Mann war nicht mehr auf zu finden und auch die wundervollen, schönen magischen Blüten waren verschwunden.

Ich lag auf einer grünen Wiese. Hatte ich alles nur geträumt? Auch von den Zauberblüten war keine Spur mehr zu sehen.

Es war wie ein Traum den ich träumte bei Tag. Und er war nun vorüber.

Als ich eine lachsfarbene Blüte pflückte dachte ich: "Vox audita perit, littera scripta manet!" - "Das gesprochene Wort verweht, das Geschriebene bleibt bestehen!"

Ich stand auf und ging zu dem Stein hinüber, wo vorhin noch der alte Mann gesessen hatte. Dort fand die ausgefallene durchsichtige Tasse mit dem wohlriechenden Tee auf dem Stein stehen.

Ich hob sie auf. In dem restlichen Tee spiegelten sich nun die Worte: "Carpe diem!" - "Nutze den Tag!"

War es doch kein Traum gewesen? Den wohlriechenden Tee schüttete ich ins Gras. An der Stelle an dem ich ihn ausschüttete, wuchs eine wundersame, ausgefallene Blüte. Deren Knospe noch fest geschlossen war.

Vorsichtig steckte ich die Tasse in meine Tasche und ging nach Hause. Den alten Mann sah ich nie wieder, manchmal schien ich sein Angesicht in der Tasse zu sehen, wenn ich daraus Tee trank. Und roch den Duft der magischen Blüten, die mir ihr Geheimnis und ihre Weisheit verraten zu schienen.

Die durchsichtige Blüte die aus dem wundersamen Tee wuchs, öftnete nur alle sieben Jahre ihre Blüte und schien unsterblich zu sein. Und in jedem siebten Jahr offenbarte sich in ihr eine neue Weisheit, die erste war: "Cogito ergo sum." - "Ich denke, also bin ich."

Die darauffolgenden Weisheiten behielt ich für mich.

Denn:"Dies diem docet." - "Der Tag lehrt den Tag."

Ach ja dies ist eine meiner liebsten Weisheiten, die mir die durchsichtige Blüte neulich anvertraute, die ich euch noch auf dem Weg mit geben will:
"Nosce te ipsum." - "Erkenne dich selbst."

Zeit


© Monika Hubl-Moussa 2006


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