Der Weihnachtstraum

... oder "Monalinchen und die funkelnden Wunschsteine"

Es war kurz vor Weihnachten. Die Stadt, die ganze Umgebung, alles war mit weißem Puderschnee bedeckt. Wie so viele Menschen, so machten auch Monalinchen und ihre Mutter Weihnachtseinkäufe. Monalinchen, gerade einmal 6 Jahre alt, das Herz und die Gedanken voller Träume und Fantasie, war immer mit Augen und Ohren und mit ihrem ganzen Herzen dabei, wenn sie etwas tat.

Als sie wieder auf dem "Nach-Haus-Weg" waren, es war mittlerweile schon spät geworden. Überall leuchteten bunte, warme Lichter von den geschmückten Fenstern und Tannenbäumen auf den Gehweg herab, und als sie fast bei dem Haus in dem sie wohnten angekommen waren, da entdeckte sie etwas. Im Schnee glitzerte und funkelte es bunt. "Mama sieh mal!" "Was ist denn da? Ich kann nichts entdecken!" Die Mutter zog sie liebevoll weiter. "Du kannst mir nachher beim Abendessen erzählen, was du so Wichtiges gesehen hast. Jetzt ist es schon spät, wir müssen noch essen und dann geht es ab ins ett", fügte sie noch mit einem lächeln hinzu. Monalinchen war schon zu müde um zu widersprechen.

Beim Abedessen meinte Monalinchen: "Ich habe im Schnee etwas bunt glitzern gesehen, weiß aber nicht was es war." die Mutter entgegenete: "Bestimmt war es nur der Lichterschein der geschmückten Fenster, der sich im Schnee gespiegelt hat, und den du gesehen hast". Doch Monalinchen war sich ganz sicher, das es etwas anderes gewesen sein mußte. Als sie im Bett lag, dachte sie immer noch an das funkeln im Schnee, bis sie dann doch müde einschlief.

Im Traum ging sie an die Stelle zurück. Sie sah die funkelnden Lichter sich vom Schnee erheben umherflimmern und ging ihnen entgegen. Als sie direkt vor ihnen stand schwebten sie wieder dem Boden entgegen. Monalinchen schaute ihnen nach und sah im Schnee was da so schön gefunkelt hatte. Es waren drei wunderschöne, funkelnde Steine, die sie nun vorsichtig vom Schnee aufhob. Ein Stein war blau, ein Zweiter grün und der dritte Stein war rot. Sie fingen nun immer stärker an zu leuchten, zu funkeln, und zu glitzern. Als sie sie näher betrachtete sah sie in dem durchsichtigen funkeln winzig kleine Wesen. Die nun zu ihr sprachen: "Hallo Monalinchen," entgegnete ihr eines der zierlichen, kleinen Wesen, die so schön leuchteten. Sie wunderte sich etwas: "Ihr kennt ja meinen Namen. Und wie heißt ihr?" Wir sind die drei Wunschsteine Glaube, Hoffnung und Liebe. Du hast Glück, denn dir ist etwas wunderbares Widerfahren. Von jeden von uns hast du einen Wunsch frei. Aber deine Wünsche werden nur in Erfüllung gehen, wenn ein Wunsch den Glauben, einer die Hoffnung und der Letzte die Liebe in sich widerspiegelt. Überlege also gut, was du dir erwählst, da deine Wünsche sonst immer nur ein Traum bleiben werden. Wir gewähren dir drei Tage, dann mußt du uns deine Wünsche verraten." Die letzten Worte waren noch nicht richtig verklungen, da verschwanden die schönen Lichter und damit auch die Steine.

Als sie am nächsten morgen aufwachte und sich später auf den Weg zur nahe gelegenen Schule begab, schaute sie draußen nochmal bei der Stelle nach, wo sie das funkeln am Abend vorher das erste Mal gesehen hatte. Doch sie konnte das funkeln, leuchten und glitzern nicht mehr entdecken. Es war seltsamer Weise verschwunden. Auch später als sie aus der Schule kam, beschäftigte sie sich mit dem was die funkelnden Steinwesen zu ihr gesagt hatten. "Ich soll mir etwas wünschen das mit der Liebe, dem Glauben und der Hoffnung zu tun hat", grübelte sie laut in Gedanken versunken vor sich her. Mama ließ tagsüber oft das Radio an. Auch Monalichen hörte gerne der schönen Musik zu. Kurz vor Weihnachten gab es auch immer viele Berichte von anderen Ländern, in denen arme Menschen lebten, und es wurden Hilfsaktionen gestartet. Die heutige Sendung hieß "Hoffnung für die Menschen in der dritten Welt." Dort gab es Menschen die vor Hunger starben, weil sie nichts oder nur wenig zu essen hatten und wenn vielleicht nur etwas Reis. Monalinchen konnte sich das gar nicht richtig vorstellen. Das machte sie sehr nachdenklich und traurig. Wie es wohl ist, wenn man nichts zu essen hat, fragte sie sich. Und sie war sehr froh darüber, das ihre Familie immer genug zu essen hatte.

Abends als Papa Nachrichten hörte, wurde von einem Land berichtet in dem es Krieg gab und in dem viele Menschen starben. Viele Menschen starben, was bedeutete das? Da sie es nicht genau wußte, fragte sie ihre Mutter: "Mama was ist sterben?" Die Mutter antwortete ihr, wenn man stirbt dann kann man nichts mehr machen. Man kann sich nicht bewegen, nicht mehr spielen, nicht lachen, nicht mehr reden, man kann für immer nichts mehr machen, dann ist man tot." Monalinchen wurde traurig. Da sie sich auch nicht vorstellen konnte was Krieg ist, fragte sie: "Und was ist Krieg?" "Oft machen Menschen Kriege, weil sie ein anderes Land gewinnen wollen, oder weil sie sich nicht einig über etwas sind, oder weil der andere angefangen hat. Dann machen sie manchmal Krieg", antwortete betroffen ihre Mutter. "Aber du sagst doch immer man soll sich nicht um etwas streiten, oder wegnehmen, sondern teilen und sich vertragen", entgegnete ihr Monalinchen nachdenklich. "Leider vergessen das die Menschen aber immer wieder", seufzste ihre Mutter. "Aber es ist wichtig, das wir das nicht vergessen", und lächelte nun ihre Tochter an. An diesen Abend schlief Monalinchen sehr nachdenklich ein. Sie träumte von ihren Gedanken über die Menschen und was sie heute alles gehört und gesehen hatte.

Als sie wieder aufwachte fühlte sie sich so, als ob sie etwas neues gelernt und verstanden hatte. An diesem Tag, malte sie viele Bilder mit Kindern der verschiedensten Ländern. Alle saßen gemeinsam an einem schön gedeckten Tisch und aßen zusammen. Oder sie malte Menschen die gemeinsam schöne Dinge taten in Freundschaft, obwohl sie alle ganz verschieden aussahen, und aus verschiedenen Ländern kamen. Als dieser Tag und die Nacht vorbei waren, dachte sie am nächsten morgen. Heute ist der letzte Tag, dann muß ich den kleinen Steinwesen meine Wünsche verraten. Ich glaube ich weiß schon, was ich mir wünsche, dachte sie bei sich. Und ein kleines Lächeln flog nun über ihr Gesicht.

Abends geworden, erschienen Monalinchen die drei kleinen Steinwesen Glaube, Hoffnung und Liebe wieder, mit ihrem glitzernden Schimmern. Sie betraten ihr Zimmer, während sie gerade eingeschlafen war. Mit einem wunderschönen, warmen Lichterschein kreuzten sie ihre Träume und schlichen sich behutsam in ihn hinein. Im Traum sprachen sie: "Monalinchen, weißt du schon was du dir Wünschen willst? Hast du dir deine Wünsche auch gut überlegt? Du weißt, wenn sich nicht Glaube, Hoffnung und Liebe darin widerspiegeln, können sie nie in Erfüllung gehen." "Ja, ich habe sie mir gut überlegt und ich weiß auch genau, was ich mir wünschen werde", sagte sie hoffnungsvoll.
"Hier sind meine drei Wünsche".
Mein erster Wunsch: Alle sollen an das Gute im Menschen glauben und es immer sehen und den Glauben daran niemals verlieren.
Der zweite Wunsch: Alle Menschen die in Not sind, sollen die Hoffnung nicht verlieren. Damit sie die Hoffnung nicht verlieren, sollen ihnen die Menschen denen es gut geht helfen.
Der letzte Wunsch: Alle Menschen sollen in Frieden und damit in Liebe und Freundschaft zusammen leben können.
Das sind meine drei Wünsche."
Die glitzernden Steinwesen freuten sich: "Das sind gute Wünsche, die den Glauben, die Hoffnung und die Liebe widerspiegeln. Sie werden in Erfüllung gehen. Du hast das Wichtige erkannt und genau das sollen die Gedanken nicht nur für Weihnachten, sondern für alle Tage sein. Leider haben das viele Erwachsene vergessen!"

Monalinchen war sich sicher: "Vielleicht haben es einige vergessen, aber ich glaube fest daran, dass sie sich bald wieder daran erinnern werden." Die drei bunt glitzernden Steinwesen verabschiedeten sich von Monalinchen mit den Worten: "Solange Menschenkinder, wie du an das Gute im Menschen glauben, und auch Liebe und Hoffnung ihr Handeln beeinflusst, so lange werden die Erde, die Träume und die Menschen bestehen. Vergiss das nie, liebes Monalinchen." Dann lösten sie sich scheinbar in einem glitzernden blau, grün, rotem Farbenmeer auf. Nur noch die Dunkelheit und der Mond der durch das Fenster schien, blieben zurück.

Am nächsten morgen wachte Monalinchen sehr glücklich auf. Sie hatte tief in ihrem Herzen erkannt, was wirklich wichtig war. Und der heutige morgen, war für sie der schönste Weihnachtsmorgen und es würde mit Sicherheit ein wunderschöner Tag und ein noch schönerer Abend darauf folgen.



Monika Hubl-Moussa 2001


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