Die Frage nach der Vergangenheit

Selstsame Gedanken
Die Frage nach der Zeit.

Es kann gestern oder vorgestern gewesen sein. Den ganz genauen Zeitpunkt weiß ich nicht mehr. Er ging unter im Taumel, im Raum der Zeit. Mir ist auch nicht bewußt, war es Traum oder Wirklichkeit. In meinen Sinnen, in meinen Gedanken vertieft ging ich umher. Mir schien, das ich etwas verloren habe. Doch was war es eigentlich? Es fiel mir nicht mehr ein. Wußte auch nicht, was geschehen war. Plötzlich konnte ich mich nicht mehr an die vergangenen Jahre erinnern.

Die Vergangenheit, war sie mir abhanden gekommen, hatte sie mir jemand weggenommen? Es war ein entsetzliches, ungewisses Gefühl. Wer war ich, was habe ich erlebt, was hatte ich bis jetzt getan, in meinem Leben, mit meinem Leben gemacht? So ohne Vergangenheit fühlt man sich so leer, als ob ein Teil von dem ich, dem Leben das man schon gelebt hatte, verloren gegangen wäre. So von heute auf morgen, einfach so, oder war die Zeit stehen geblieben? Ich schaute mich im Spiegel an, sah in meine Augen, die mich so bekannt und doch auch fragend anschauten. Es stand fest, das war ich, das ich, mein ich, das ich immer schon kannte, und das mir immer so vertraut, so bekannt war, doch was war auf einmal geschehen? Was war mit meiner Vergangenheit los, hatte ich sie vergessen, abgelegt, verloren, oder einfach nur verlegt?

Vielleicht vergisst man zuviel von sich, in der Zeit des umherirrenden Lebens, dem Altagstrott der Zeit. Im dahin, davon fliegenden Leben. Und dennoch, das bin ich, das ist mein Leben, ich wußte das ich mich und meine Vergangenheit wieder finden wollte. Das ich, das ich in der Vergangenheit gefunden hatte, das ich, das ich heute bin, das ich, das ich morgen in mir finden werde? Das ich das sich dann jedoch gleich wieder in der Vergangenheit, im tiefen wirrwar des Lebens irgendwo versickern wird? Denn das "Jetzt" ist auch im nächsten Moment, die Vergangenheit, und die Zukunft begibt sich ein wenig später auch zu ihr. Zu der Vergangenheit, deshalb ist es wichtig, sich immer der Vergangenheit, dem jetzt, und dem zukünftigen bewußt zu sein.
Doch war ich mir dem immer bewußt? Oder war es nur ein Traum der Zeit, den ich träumend umher lief, auf der Suche nach dem Leben, der unendlichen Zeit des Seins. Würde ich immer suchen müssen, werde ich bei mir ankommen können, würde ich mich finden können, meine Vergangenheit, Zukunft, gegenwärtige, zukünftige Vergangenheit? Da sieht man, das das Leben immer eine Frage ist, eine Frage nach dem "Ich", nach der "Vergangenheit", der "Gegenwart", der "Zukunft", der "kommenden Vergangenheit".

War ich erwacht aus meinem träumenden Traum der Zeit, war ich es, fand ich das endlose der Zeit? Ich wachte aus meinen Tagesgedanken auf und hatte es gefunden, Antwort auf meine Frage bekommen, hatte ich die endlose Unendlickeit der Zeit gefunden?
Wer kann das denn schon wirklich wissen?



© Monika Hubl-Moussa 2002


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